Bis zu ihrem fünften Lebensjahr wuchs unsere Tochter nahezu analog auf. Wir hatten kein Tablet und keine Smartphones im Haus, nur einen Laptop, mit dem die Oma in Mexiko per Skype angerufen und ab und an bei Wikipedia nachgeschlagen wurde. Dazu unser stetiger Versuch den Satz „Brauchen wir nicht“ in ihren Grundwortschatz einzuschmuggeln. Denn selbst in der Apotheke warten in Kinn, auf der Rückseite der Märchenbücher oder als kleiner bunter Beipackzettel im neuderaugenhöhe irgendwelche bunten Unnützlichkeiten darauf, die Begehrlichkeit der Kleinen auf sich zu ziehen und damit die Nerven (wahlweise Geldbeutel) der Eltern zu strapazieren. Und obwohl wir nur werbefreies Kika oder DVDs im Fernseher zu laufen hatten, kam Maria früh in Kontakt mit Werbung. Seitenfüllend in Kinderzeitungeen Spielzeug.
Eines Tages reichte es mir. Maria besuchte mich auf am Abend in der Reaktion und bekam von einer netten Kollegin eine kleine original verpackte Plastefigur geschenkt. Neben der „So baut man mich zusammen“-Anleitung gab es NATÜRLICH auch ein ganzes kleines Buch „Was es noch für tollen Figuren gibt.“ Maria war begeistert und ich genervt. „Guck mal Mama, eine Geschichte“, sagte sie und hatte nur Augen für das Prospekt, während das lächelnde Mini-Pferdemädchen achtlos auf meinem Schreibtisch lag. „Nein Schatz, das ist Werbung. Und Werbung macht unglücklich“ „Warum?“ „Weil du mir gleich erzählst, welche Figuren du haben willst.“ „Ja, die und die und guck mal, die ist doch schön.“ „Ja, Schatz. Und jetzt sag ich dir: Kriegst du nicht. Was bist du jetzt?“ „Traurig.“ „Siehste, dabei hast du eigentlich was neues bekommen und könntest so schön spielen.“ Zwar meinte Maria darauf erst mal nur „Das ist gemein“ und schmollte mit mir. Aber bis heute sortiert sie ihre Zeitungen und neuen Spielzeuge aus und schmeißt die Werbung in den Papierkorb – jedenfalls wenn ich dabei bin...